Leg 17 Dienstag, 5.6.2012 Singapur, Seletar, WSSL – Jakarta, Indonesien, Halim, WIHH; distance flown 626,9 nm time 5 hours 13 minutes; full IFR in 60% IMC

Na, das war ja vielleicht ein Flug, Gott sei Dank wusste ich vom Wetter nicht ganz genau vorher bescheid, sonst wäre ich wohl noch einige Tage in Singapur geblieben. Aber mein Internetaccount war nur für 24 Stunden und so war ich seit gestern 18 Uhr abends offline und habe nur irgendetwas Gewaltiges vom Westen her aufziehen gesehen, wusste aber um 5 Uhr früh, als ich mit dem Taxi zum Flughafen losfuhr, nicht wo und wie stark die Sache nun ist.

Aber das sollte ich ohnehin bereits 1  1/2 Stunden später erfahren dürfen.

Zuerst mal die Hotelrechnung bezahlen. Ich bekomme zum ersten mal keine Rechnung, sondern nur eine Storno meiner 50 $ Deposit mit der Visakarte. Ich darf aber nicht erfahren wieviel mir nun abgebucht wird – ungewöhnlich wie ich meine. Ich kann mir meine Rechnung im Internet downloaden meinte die junge Dame an der Rezeption. Dann mal dem Taxifahrer in aller Herrgottsfrüh erklären müssen wo es zum Flugplatz geht – er war nämlich noch nie auf diesem Airport hier. Verständlich es gibt in dem kleinen Stadtstaat ja auch 5 Flugplätze und nur einer ist für die General Aviation.

Dort angekommen geht die Immigration und das Bezahlen der Lande- und Parkgebühr (ganze 8 Dollar – Singapurdollar versteht sich, und die darf man nicht Cash bezahlen sondern mit Karte, ich bestand allerdings darauf meine Singapurdollars los zu werden, die Dame mit Kopftuch akzeptierte dann widerwillig – ich hab noch nie jemanden so ungern echtes Geld entgegen nehmen sehen, sie wollte par due die Plastikkarte). Lustig war auch als sie nach meiner Flugzeugtype fragte um die Kosten zu erheben – sie hatte eine unendlich lange Liste mit Flugzeugtypen in ihrem Computer – aber eine WT9 war nicht dabei. Dann meinte ich ähnlich einer DA20, dass es aber eine DA20 von Falcon als Jet gibt wusste ich nicht und so wäre schlagartig die Gebühr für einen vollen Jet heraus gekommen, na manchmal fühle ich mich ja auch so behandelt wie ein Jet, vor allem bei manchen Handlinggebühren. Nicht aber so hier in Singapur, hier war es mit 8$ echt günstig, und das ohne Handler, der war in der Früh auch noch nicht da.

Und so war ich um 6 Uhr 30 bereits draussen am Rollfeld bei meinem Flieger, noch stockdunkel und feuchter Nebel in der Luft. Um 23 Uhr 6 Minuten UTC, also noch am Vortag, hob ich dann bei aufkommender Morgendämmerung die Nase gegen Westen in den dunstigen Himmel von Singapur – ahnungslos was da jetzt auf mich zukommen sollte.

Ich machte mir über das Wetter hier auch keine grossen Kopfzerbrechen mehr, glaubte ich doch nun das Ärgste überstanden zu haben und laut den Satellitenbildern der letzten drei Wochen war ab Singapur permanent Skyclear, also dachte ich mit dem Überschreiten des Äquators ist es nun endgültig mit aufziehender Mittagsquellbewölkung und dgl. vorbei – falsch gedacht.

Aus dem Morgennebel von Singapur war ich ja gleich draussen und durfte, vorbei an vielen Airlinern am Singapur Intl. auf 7000 ft steigen, bei Aufziehen der ersten Wolken am Horizont ersuchte ich umgehend um Freigabe für FL100 und blieb damit auch eine Zeit lang aus der Suppe und hatte noch dazu seit langem wieder zum ersten mal gewaltigen Rückenwind, was sich am Fahrtmesser über Grund mit 145 kt bemerkbar machte. Mein Estimate für Halim war dazumal 0258 UTC, wenn es so schön weiter gegangen wäre, geworden ist dann daraus 0420, also 1 Stunde und 22 Minuten mehr.

Kaum den Äquator überflogen und einen gepflegten Schluck aus der mitgebrachten Äquatortaufebierdose getrunken  (Schnaps hab ich diesmal keinen mitgehabt so wie in 2006 als Sepp und ich in Kenia den Äquator überflogen haben und zur Äquatortaufe einen Schluck vom mitgebrachten Selbstgebrannten zu uns nahmen) und schon ging die Rundreise rund um die schwarzen Wolken los, erst mal vor PKP raus aufs Meer, da schauts noch am Hellsten aus, muss ich halt später unten wieder auf Kurs gehen. War aber nicht, später unten wurde es noch unangenehmer. Also so lange ich noch Sicht  auf meiner rechten Flügelseite habe, die ohnehin nur wegen dem Zusatztank schwer einsehbar ist, noch mal rüber Richtung Festland, da prasselte aber schon der Regen auf die Abdeckhaube. Irgendwie erreichte ich dann im Slalomgang die vorgelagerte Insel mit dem Flugplatz Pangkalpinang, noch immer in FL100 , da sah es am Horizont ganz annehmbar aus und ich hatte immer auf der rechten Seite, 120 Grad von meiner Flugbahn abweichend Licht am Horizont, auch wenn die Sicht nach vorne in Regenwolken war und der Boden unter mir zusehends bewölkt wurde.

Leicht verunsichert wurde ich durch die permanenten Funksprüche der Airliner die, due to weather, ihren Kurs veränderten.

Aber ich hab ja nur noch 240 nm und das ist ja nicht weit, eh nur 460 km, da sieht man bei uns zu Hause von den Bergen ja schon fast hin. Auf alle Fälle, irgendwann wurde es dann so weit (der Mensch gewöhnt sich ja bekanntlich an alles), dass mir das Prasseln des Regens und die fehlende Sicht nach vorne nichts mehr ausmachten und ich von Jakarta Controll nun Richtung Osten dirigiert wurde und ich mich einfach dann per Radarvektoren leiten liess. Ich hatte nur noch am Autopilot die jeweiligen Headings einzustellen und machte mir keinen grossen Kopf mehr darüber was nun wenn wäre ….

Unsicher wurde ich nur, als mich der Controller in den Wolken auf anderen Kurs dirigierte um dem Linenverkehr, der in gleicher Höhe auf meiner 11 Uhr Position ist, auszuweichen.

Zu allem Erschrecken hustete dann auch noch der Motor zwei mal über dem offenen Wasser. Ich war 60 nm outbound, könnte also bei einem Motorausfall das Festland nie erreichen und die Rettungsinsel ist gerade mit der Post unterwegs nach Australien. Die hab ich nicht die gesamte Reise mitgeschleppt. Schnell also in FL100 bei 12 Grad Aussentemperatur die Vergaservorwärmung gezogen und auf den linken Flügelhaupttank umgeschaltet und die elektrische Benzinpumpe dazu um den Benzindruck zu erhöhen. Mir wurde gesagt, wenn man nicht sicher ist welche Spritqualität man getankt hat und es in grossen Höhen zu Dampfblasenbildung im Benzinschlauch kommt, dann kann man mit erhöhtem Benzindruck dem vorbeugen. Es war diesmal aber keine Dampfblasenbildung sondern es war echte Vergaservereisung in den Wolken, und das am Äquator!!

Mit vorgeheiztem Vergaser gings also dann besser, ständig ein Auge auf die nasse linke Tragfläche ob hier nicht auch Vereisung entsteht, aber bei 12 Grad Aussentemperatur sollte das hier nicht passieren, ist Gott sei Dank auch nicht. Bei uns zu Hause wäre so ein Flug ohne Vollenteisung nicht durchführbar.

Wie ein Airliner gevectored durch und in die Wolken rein – mein Stormescope zeigte glücklicherweise keine CB Bewölkung mit Entladungen an –  ging es dann im Decend Richtung Festland. Ich hielt nur den Knüppel zur Unterstützung des Autopiloten bei den Turbulenzen in den Wolken. Bei 3000 ft über Grund konnte ich zu meiner grossen Erleichterung das erste mal so was wie Reisfelder unter mir erkennen und rein nach meinem unbezahlbaren Garmin 795 orientierte ich mich an der Verlängerung der Pistenrichtung hin zur Runway 24 von Halim, Jakarta, als wiederum mein Headset Anzeichen zeigte den Geist aufzugeben. Überstellt von Approach zur Towerfrequenz meinte er ich sollte established on ILS und Runway in sight melden. Der gute Herr wusste nicht dass ich keinen ILS Empfänger im Flieger habe, und mit visibility 3 nm hace hatte er auch recht. Ich zoomte mir also den Landebahnverlängerungsindikator auf meinem GPS so weit wie möglich heraus und versuchte ganz gerade auf dem grünen Strich zu bleiben, dann müsste ich ja irgendwann die Piste sehen können. Als ich nur noch 2,4 nm to go hatte und immer noch keine Piste in Sicht war, freute ich mich plötzlich als vor bzw. schon eher unter mir die Blitzlichter aufblitzten und ich noch um 500 ft zu hoch und nur 50 m seitlich war. Also noch mal schnell im Endteil einen 360 eingelegt und schon war ich auf der 3 km langen Piste gelandet.

Mein Handlingagent Bagus von Sari Rahayu Biomeantar  erwartete mich bereits und, der von Ismail aus Kuala Lumpur über meine Ankunft informierte Chepy Nasution meinte, ich sei zu früh da, er wird auch gleich kommen. Ich sollte in seinem Büro auf ihn warten. Dass ich auf dem Flug von Singapur nach Jakarta in der Zeitrechnung wieder eine Stunde zurück geflogen bin hatte ich nicht bedacht. Der Zeitunterschied zu uns liegt hier bei nur mehr 5 Stunden, nicht 6 wie in Singapur. Die Immigration verlief dank Bagus reibungslos, auch wenn der Beamte mich unbedingt persönlich sehen wollte und mich eindringlich fragte ob ich diesen Flug tatsächlich weiter fliegen wollte und was da meine Familie dazu sagt. Dann liess er es sich nicht nehmen, bevor er mir die notwendigen Stempel gewährte, mit mir raus aufs Rollfeld zu gehen und ein Foto mit meinem Flugzeug zu machen.

Ich wechselte an der Wechselstube 150$ in Rupy und war zum ersten mal in meinem Leben Millionär, auch wenn es nur Rupy sind. 1 Million Rupy sind rund 110$.

Schnell noch eine Hühnersuppe mit viel Reis, ein Essen in Indonesien ohne Reis ist kein Essen, meinte Nurachman Pudjo Basuki, ein ehemaliger Airlinerkapitän, Fluglehrer und Freund von Chepy der auch schon Hans Gutmann 1996 betreute und sehr betroffen von der Kenntnis des Ablebens von Hans war.

Er meinte zu meiner Erleichterung, heute morgen seien alle Ausbildungsflüge wegen IMC Wetter abgesagt worden.

Dann gings durch Rushhourverkehr ins Hotel wo erst mal ein Mütze Schlaf angesagt war.

 

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