Eine Woche auf amerikanisch Samoa, Pago Pago

Viele von Euch werden sich fragen, was macht der nur so lange dort auf der kleinen Insel im Südpazifik? Eigentlich sollte ich schon längst in Hawaii sein. Ich hinke meinem Zeitplan bereits hinterher und werde dies, so ich pünktlich am 12.08.2012 in Hörsching sein möchte, durch Abkürzungen am Festland USA aufholen müssen. Bereits jetzt steht fest, dass ich meine Besuche in Florida und entlang der Ostküste hinauf auf ein andermal verschieben werde. Amerika ist ja mit dem Flieger nicht ausser Reichweite, und über Grönland, das ist was anderes als eine Weltumrundung, dies kann man immer wieder mal machen und die Schönheiten der USA entdecken. Dafür habe ich jetzt mal im Plan so rasch wie möglich direkt von San Franzisco über Las Vegas, wo mein Weltumrunderfreund Bob Gannon auf mich wartet, direkt zur Airshow nach Oshkosh zu fliegen. Von dort aus sollte ich dann wieder im Zeitplan sein, soferne mir das Wetter nicht noch weiter einen Strich durch die Rechnung macht. Heute habe ich mir mal ein Leihauto genommen und die Insel zu entdecken versucht. Ich bin die 25 km Küstenstrasse in die Hauptstadt Pago Pago gefahren und habe dort am Hafen einen Spaziergang gemacht. Überall sieht man, wie am Festland, unterschiedlichste Kirchen der verschiedensten Glaubensrichtungen, und bereits rasch entwickelt sich jedes Gespräch mit den äusserst freundlichen Inselbewohnern in Richtung Glauben und Zuversicht in Jesus. So meinte heute Morgen die nette Staatsbedienstete – das sind fast alle hier – beim neuerlichen Wetterbriefing und der Frage an sie ob ich entsprechend ihrer meteorologischen Fachkenntnis fliegen sollte oder nicht, ich sollte doch am Sonntag zu ihr in die Kirche kommen und dort Gott fragen, er wird mir die richtige Antwort geben.
So ähnlich ist es mir auch gestern Früh ergangen als ich schon mein Hotel bezahlt und ausgecheckt hatte und mit dem Hotelshuttle in der vollen Finsternis zum Flughafen unterwegs war. Meine Taschen vor die noch versperrte Hangartür gestellt, mutterseelenallein am Flugplatz, versuchte ich noch mein Glück im nahegelegenen Metoffice. Da dies rund um die Uhr besetzt ist, gab mir ein älterer, mit Kaffee wachgehaltener Mann zwar Einblick in die aktuellen Satelliten- und Radarbilder, meinte jedoch, er arbeite nun schon beinahe 40 Jahren hier und möchte seinen Job nicht verlieren daher darf er mir kein Briefing geben, das muss ich schon selber raus finden. Dann erklärte er mir doch zumindest die Zeichenbedeutung und bemerkte, wenn ich heute fliegen sollte würde ich sehr nass werden. Der Mann muss Hellseher gewesen sein, denn kaum ging ich deprimiert vor die Eingangstüre schüttete es wie aus Kübeln und ich wurde auf dem Weg zu meinen Taschen vor dem Hangar klatschnass.
Also wieder zusammen gepackt und erneut auf ins Hotel. Der Mann an der Rezeption war nicht schlecht überrascht als er mich eine Stunde später bereits wieder einchecken sah.
Also doch Zeit für das Fussballspiel Deutschland gegen Italien – vielleicht wäre es besser gewesen ich hätte dies nicht gesehen – und dann den Schlaf nachgeholt den ich die ganze Nacht zuvor vor Adrenalinausschüttung nicht finden konnte.
Als ich Österreich vor knapp sieben Wochen verlassen hatte, waren für mich einige Standpunkte klar. Ich werde, über das ohnehin bei so einem Unternehmen bestehende Risiko keine weiteren erhöhten Risken eingehen. Ich werde den langen Flug von Hawaii nach San Franzisco nur mit Rückenwind oder null Wind durchführen können.
Beide Gegebenheiten sind derzeit nicht vorhanden. Meine tägliche Windbeobachtung zeigt seit vier Wochen ein stabiles Hoch zwischen Hawaii und Californien mit einem konstanten Ostwind zischen 20 und 40 kmh. Dies würde meine Grundgeschwindigkeit von normal 130 kt auf teilweise unter 100 kt bringen und damit meine Spritmengenreichweite zur Erreichung des Festlandes überschreiten.
Die zweite Überquerung der intertropikalen Konvergenzzone, diesmal über einer sehr langen Strecke über Wasser, ist etwas anderes als beim Regenflug von Singapur nach Jakarta. Hier habe ich keinen Funkkontakt, keine Erdsicht, der Spoter funktioniert wegen mangelnder Satellitenabdeckung hier nicht, (ich habe heute bei der Autofahrt die ganze Zeit in der Windschutzscheibe den eingeschalteten Tracker liegen gehabt und es ist kein weiterer Trackingpunkt auf meiner Webseite zu sehen, damit geht er definitiv ab hier nicht mehr, und dies kann bis zum Erreichen des Festlandes so bleiben), mir fehlen von drei GPS Geräten zwei, ich habe also für diese schwierigen Leg nur noch ein GPS. Wenn dies auch ausfällt, bin ich blind, und eine 40 km kleine Insel auf einer Strecke von 2500 km Flug mit stets 50 kmh Seitengegenwind rein durch Navigation mit dem Schnapskompass mit erheblicher Kompassabweichung in dieser Gegend zu treffen, ist reiner Zufall.
Das Flugzeug ist nun mit 259 Liter AVGAS aufgetankt und damit, zusammen mit dem Rest, zum Ersten mal tatsächlich bis zum Rand voll. Ich weiss nicht wie sich der Flieger beim Abheben mit Seitenwind verhalten wird. Dazu kommt noch die lange Flugdauer und die eine Stunde Zeitverschiebung zwischen Pago Pago und Kiribati Christmas Island. 1265 nm wären bei normaler Wetterlage und null Wind mit meinem Flugzeug in genau 10 Stunden erledigt, aber mit diesem permanenten Gegenwind aus Ost muss man mit bis zu 12 Stunden Flugzeit rechnen und damit eine Nachtlandung auf einem unbeleuchteten Flugplatz in Kauf nehmen.
All diese Faktoren zusammen genommen benötigen daher jede Zeit der Welt um sicher wieder zu Hause anzukommen, und es ist daher sicher nicht verkehrt alle Möglichkeiten durchzuspielen und zumindest hier auf optimales Wetter mit vernünftigen Windverhältnissen zu warten. Die Leute hier meinten, ich sollte die Zeit sinnvoll nutzen und einige Tage einen Abstecher nach Westsamoa zu den eigentlichen Samoanern machen. Dort sei alles viel billiger und vor allem echter Tourismus mit schönen Stränden, was man hier auf amerikanisch Samoa vermisst.
Ich sende Euch einige eindrucksvolle Bilder dieser Südseeinsel und verbleibe so lange, auf bessere Bedingungen wartend
Helmuth

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